Der Flügeltelegraph der 'Königlich-Preußischen Optischen Telegraphenlinie'     ("Semaphor")

"Am Anfang war alles nur Telegraphie"

Nach dem Wiener Kongress 1814/15 wurde Europa neu eingeteilt und zum Königreich Preußen gehörten nun auch die Rheinprovinzen. Da der Preußenkönig stets daran interessiert war, was in seinen Provinzen geschah, wurde um 1830 eine Telegrafenlinie von Berlin/Potsdam nach Koblenz und Köln aufgebaut. Die 62 Stationen bestanden meist aus einem Wohnhaus für die Telegrafisten und einem Turm, der den knapp sieben Meter hohen Mast mit den Flügeln trug. Vorbild für den 'Flügeltelegraphen' war der "Tachygraf" des technikaffinen französischen Geistlichen Claude Chappe (*1763 1805), den er ab 1791 entwickelt und in Frankreich bereits installiert hatte.

Bild vom FlügeltelegraphWährend damit aber nur 196 Zeichen übertragen werden konnten, ließen sich mit den möglichen Stellungen des Flügeltelegraphen theoretisch 4096 Zeichen darstellen. Das einzige heute noch erhaltene originale 'Wörterbuch der Telegrafisten' enthält jedoch nur 2350 Zeichen für Hilfsverben, Orts- und Flussnamen, Personennamen, Namen und Titel, Telegrafenteile, Werkzeuge, Materialien, Monate, Wochentage, Stunden, allgemeine Redesätze für das Telegrafieren. Die Bedeutung der verschiedenen Flügelstellungen war nur den Anfang- und Endstationen bekannt. Erstmals durchläuft eine Depesche die gesamte Strecke Berlin-Koblenz (588 km) am 11. Juli 1834.

Von 1832 bis 1846 diente die 'Königlich-Preußische Optische Telegraphenlinie' ausschließlich militärischen Zwecken und hatte große Erfolge aufzuweisen. So war es zum Beispiel möglich, eine Depesche von Paris nach Berlin in 30 Stunden durchzugeben. Von Paris nach Metz wurde der französische 'Tachygraf' verwendet. Reitende Boten leiteten die Depesche über Saarbrücken nach Koblenz weiter. Von dort konnte die 'Preußische Telegraphenlinie' diese nach Berlin übermitteln. Der Dienst wurde erst am 12. Oktober 1852 endgültig eingestellt.

Unser hier abgebildetes Modell zeigt die Station 28 auf dem Burgberg bei Warbsen (heute zu Golmbach), Landkreis Holzminden a.d. Weser, welches früher zum Herzogtum Braunschweig gehörte.

Das Wohnhaus für die Telegrafisten beherbergte zwischenzeitlich u.a. eine Gaststätte, inzwischen hat man es abgerissen. Der 14m hohe Turm steht, jedoch ohne den charakteristischen Mast, bis heute.

In Neuwegersleben und Köln-Flittard sind aber auch komplett restaurierte Stationen zu besichtigen.

© Text: Rudolf Auel (2017) und Bodo Krüger (2023) / Bild:  Rudolf Auel (2017)


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