Der Flügeltelegraf
"Am Anfang war alles nur Telegraphie"
Nach dem Wiener Kongress (1814/15) wurde Europa neu eingeteilt und zum Königreich Preußen gehörten auch die Rheinprovinzen. Da der Preußenkönig stets daran interessiert war, was in seinen Provinzen geschah, wurde um 1830 eine Telegraphenlinie von Berlin/Potsdam nach Koblenz und Köln aufgebaut. Die 61 Stationen bestanden aus einem Wohnhaus für die Telegraphisten, einem Turm und einem 3 Meter hohen Mast mit Flügeln. Vorbild für den Flügeltelegraphen waren die Telegraphenlinien des Claude Chappe in Frankreich 1791.
Mit den verschiedenen Stellungen der Flügel ließen sich 2250 Zeichen darstellen.
Das
Wörterbuch der Telegraphisten enthielt Zeichen für Hilfsverben, Orts-
und Flussnamen, Personennamen, Namen und Titel, Telegraphenteile,
Werkzeuge, Materialien, Monate, Wochentage, Stunden, allgemeine
Redesätze für das Telegraphieren. Die Bedeutung der verschiedenen Flügelstellungen war nur den Anfang- und Endstationen bekannt.
Von
1832 bis 1846 diente die preußische Telegraphenlinie ausschließlich
militärischen Zwecken und hatte große Erfolge aufzuweisen. So war es
zum Beispiel möglich, eine Depesche von Paris nach Berlin in 30 Stunden
durchzugeben. Von Paris nach Metz wurde der französische Telegraph
verwendet. Reitende Boten leiteten die Depesche über Saarbrücken nach
Koblenz weiter. Von dort übermittelten die Telegraphenstationen die
Depesche nach Berlin. Die Linie Berlin - Koblenz wurde am 12. Oktober 1852 endgültig eingestellt.
Das hier abgebildete Modell zeigt die Station 28 auf dem Burgberg bei Warbsen (heute: Golmbach) Landkreis Holzminden an der Weser (früher: Herzogtum Braunschweig). U.a. in Neuwegersleben und Köln Flittard sind restaurierte Stationen zu besichtigen.
Text und Bild: Rudolf Auel